November 2017 (Quad-Tour)

 

Zu unserer großen Freude besuchten uns erneut Denise und Henning in unserer neuen Heimat. Wir nutzten die Zeit zu intensiven Gesprächen und zahlreichen Unternehmungen. Wie einige von Euch wissen, waren beide die Initialzündung für unser Sabbatical im letzten Jahr und damit letztlich ausschlaggebend für die darauf folgende Auswanderung. Beide pflegten während ihrer eigenen Reise um die Welt ebenfalls einen Reiseblog, der besonders durch die Wortgewandtheit von Denise imponierte. Dieses ist der Grund, dass die heutigen Texteinträge ausschließlich von ihr stammen und die Eindrücke unserer beiden Lieben widerspiegeln!

 

 

11.11.2017- Vom Karneval ist nicht viel zu spüren, weder um 07:00 Uhr morgens am feuchtkalten Flughafen in Hamburg bei einstelligen Temperaturen, hier huscht nur vereinzelt ein Teufelchen - oder ist es ein Engelchen- über die Gänge, noch am frühen Nachmittag an Hurghadas Flughafen bei Sonnenschein und angenehm trockenen 28°C. Einzig die Bierdosen während des Fluges dazwischen, die von erstaunlich vielen Passagieren bereits vor der ersten Mahlzeit geordert werden (Anmerkung des Sitznachbarn: Ich notiere 9:53 Uhr!), lassen auf die 5. Jahreszeit schließen. Über den Wolken ist die Freiheit wohl grenzenlos, sang schon Reinhard Mey.

 

 

Barfüßig mit einer Tasse Tee in der Hand, den Blick aufs Meer gerichtet, fühlen wir uns auf unserem Balkon irgendwie angekommen im Urlaub. Katy und Thorsten treffen wir am Abend. Und obwohl die beiden am Ende einer anstrengenden Tauchsaison stehen, sehen sie ausgesprochen glücklich aus. Ein wenig müde zwar, die beiden haben hier lange Arbeitstage und noch längere Arbeitswochen, aber mit diesem besonderen Strahlen in den Augen, das Menschen bekommen, wenn sie das was sie tun, gern tun. Die erste Zeit schnattern wir wild durcheinander, wann immer wir die Chance haben, uns zu treffen. Etwa ein halbes Jahr haben wir uns nicht gesehen, das erklärt wohl die große Aufregung. Erst nach und nach haben wir alle Themen wenigstens einmal gestreift.  

 

 

Unser Hotel ist voller Gäste und auch die Tauchbasis der beiden hatte die ganze Saison alle Hände und Flossen voll zu tun. Hurghada selbst wirkt trotzdem vielerorts wie eine Baustelle, auf der nicht mehr gebaut wird. Niemals vollendete Rohbauten mit vor langer Zeit provisorisch geflickten Bauzäunen ziehen den Blick auf sich, während man Löchern auf dem Gehweg ausweicht, die ein wenig wie Wunden wirken (Anmerkung des Sicherheitsbeauftragten: Nie auf die verrosteten Metallplatten treten!). Große Träume, die die Wirklichkeit einholte oder sind es doch ganz praktische Gründe? Heute begonnen, was die nächste Generation fertig stellen soll? Ganz anders ist der Blick vom hübschen kleinen Hotelstrand aufs Meer. Strahlend weiße Boote und Yachten sind ins glitzernde Blau getupft und werden von der Sonne geküsst. Und dann, eines schönen Tages, sehe ich doch wieder Arbeiter auf einer Baustelle, die ich längst abgeschrieben hatte. 

 

 

Thorsten können wir auf einem Bootstag bei seiner Arbeit begleiten. Katy muss leider im Office bleiben, um dafür zu sorgen, dass all die Taucher das tun können, weshalb sie gekommen sind und natürlich am Ende auch ihre Rechnung bezahlen. Und es sind verdammt viele Taucher, sage ich euch. Nie hätte ich mir träumen lassen, wie viele Menschen in den Stoßzeiten in der Tauchbasis herumwuseln. Hiervon unbeeindruckt döst in mitten all der Leutchen Kater Shorny und öffnet nur ab und an ein Auge halb oder zuckt mit dem Schwanz. Die Stimmung ist gut, alle sind im Urlaub und genießenden ihre Zeit. Trotzdem, so denke ich, ist es nicht immer leicht mit Urlaubern zu arbeiten. Die Erwartungshaltung ist groß, schließlich soll es die schönste Zeit des Jahres sein und dafür muss vom ganzen Team hart gearbeitet werden. 

 

 

Den Tag auf dem Boot genieße ich sehr. Die Crew ist gut eingespielt, souverän und erstaunlich unauffällig wird erledigt, was rund ums Tauchen getan werden muss. Neben dem Ansteuern der erwählten Tauchplätze wird das Gepäck verladen, hungrige Bäuche und durstige Kehlen gefüllt, die Ein- und Ausstiegeplätze gereinigt, Taucher mit Blei versorgt, Flossen und Flaschen angereicht und abgenommen und dabei auch viel gescherzt. Die 20-Köpfige Tauchtruppe kennt sich seit Jahren und ist so lieb, uns mit an Bord zu nehmen. Das bunte Geschnatter vor und nach jedem Tauchgang bringt mir Spaß, fast noch mehr genieße ich aber die Zeit allein an Deck, wenn alle um die Korallen und durch bunte Fischschwärme tauchen. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen für meine recht gemütliche Matte, ein laues Lüftchen weht und trägt den Duft nach Salzwasser heran, ich schaue aufs blaue Meer, hier und da ist ein Schiffchen, in der Ferne sehe ich das Ufer und Hassan, der Kapitän, erzählt mir ein wenig aus seinem Leben. Drei zauberhafte Kinder hat er, auf die er sehr stolz ist. Gleichzeitig ist er besorgt, was einmal aus Ihnen werden soll. Wie wird das Land sein, wenn sie einmal für sich selbst sorgen müssen? 

  

 

Bis zum Ende war es unsicher, aber es hat dann doch geklappt, Katy und Thorsten bekommen frei und wir unternehmen eine Quad-Ausfahrt in die Wüste. Eine recht staubige Angelegenheit, kann ich euch sagen, die jede Menge Spaß bringt! Die Gesichter in Tücher gewickelt und mit lustigen Vespa-Helmen auf dem Kopf pesen wir stundenlang durch Dünen und über Wellblechpisten zwischen beeindruckenden Bergen entlang. Selten gibt es einen Baum, einmal sehen wir auch eine Herde Kamele, die wie an der Schnur gezogen majestätisch durch die Wüste streifen und uns höflich ignorieren. Während einer Fahrpause sehen wir im Sand die Spuren der Kamele, von Schlangen, von Füchsen und von Vögeln. Und sobald die Motoren der kleinen Quads aus sind, ist es still, so richtig still. 

 

 

Haben sie sich verändert, unsere beiden? Von etwas Sand an den Füßen abgesehen, im Grunde nicht. Weder wirken sie wie verlotterte Aussteiger, noch ist das neue Heim mit Gartenzwergen geschmückt. Katy's großes Herz leuchtet einem mit jedem Lächeln entgegen und ganz unauffällig blitzt hier und da der liebenswerte Sarkasmus auf. Thorsten trägt das Haar lang, aber seine Kunden, die nun Gäste heißen, umsorgt er wie eh und je, nur denke ich, bringt es ihm viel mehr Freude. Wir sind gespannt, wie unsere lieben Freunde die nächsten Monate verbringen und freuen uns schon jetzt auf das Wiedersehen.

 

Es grüßen euch herzlich,

 

Albi und Reuschi