März 2018 (Zwischenfazit)

 

Jetzt ist das erste Jahr seit unserer Auswanderung vergangen und dieses möchten wir nutzen, um ein Resümee zu ziehen. Natürlich waren wir im Vorwege hinsichtlich der großen Veränderung gespannt, ob wir die Entscheidung auch im Nachhinein als richtig erachten. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben den Schritt keine Sekunde bereut und sind sehr glücklich mit unserem neuen Leben. Der heutige Blog ist den Ägyptern gewidmet, die uns so herzlich aufgenommen haben. All unsere europäischen Kolleginnen und Kollegen, die eine genauso wichtige Rolle für uns spielen, werden wir in einem späteren Blog gesondert beschreiben! 

  

 

Die obere Fotoleiste zeigt den Eigentümer unseres Apartments, die Eisdiele im selben Gebäude als auch zwei der Mitarbeiter im Vodafone-Shop, der sich direkt unter uns befindet. Herr Selim war bereits während unseres Sabbaticals im vorletzten Jahr unserer Vermieter und wir schätzen ihn sehr. Unsere Beziehung gründet auf höflichem und vertrauensvollem Umgang. Sowohl das Mietverhältnis als auch die (Bar-)Zahlung der Miete basieren auf dem gesprochenen Wort, ohne dass wir einen Vertrag geschlossen haben. Den Vodafone-Shop besuchen wir zwangsläufig mindestens einmal im Monat (die Eisdiele öfter...) und zu jeder Zeit werden wir lächelnd in Empfang genommen. 

 

 

Am freien Tag gehen wir gern an den Strand, welcher fußläufig ca. fünf Minuten von uns entfernt liegt. Meist ist für uns bereits ein Platz unter einem Sonnenschirm reserviert. Die Bediensteten merken sehr schnell, welche Vorlieben man hat. Sobald wir erscheinen, wird die Liege sonnig ausgerichtet und eine Flasche Wasser gebracht. Mit Interesse nehmen wir die Ägypter war, die als Gäste kommen. Ob Moslems oder Kopten - alle tolerieren sich und jeder genießt auf seine Art. So ist beispielsweise der obere Schnappschuss von einem Beduinen entstanden, der per Smartphone telefoniert und nebenbei einen Hamburger mit Pommes isst.

  

 

Seit unserem ersten Aufenthalt ist Ahmed unserer Stamm-Taxifahrer. Er wurde uns empfohlen und zeichnet sich durch Freundlichkeit und Zuverlässigkeit aus. Benötigen wir ihn, schicken wir einfach eine WhatsApp und er antwortet sofort. Taxen gibt es hier Hunderte. Wenn wir nicht Ahmed nutzen, läuft es folgendermaßen ab: man setzt sich ins Fahrzeug (der Mann vorn, die Frau hinten), benennt das Ziel und bezahlt bei der Ankunft, indem man einfach abgezählte Scheine in die Hand drückt. Handelt es sich um einen fairen Preis, sind alle zufrieden. Manchmal gibt es unrühmliche Ausnahmen, die einen über das Ohr hauen wollen. Dieses wird gern bei Touristen versucht, hingegen wir inzwischen wissen, darauf (sogar auf arabisch) passend zu antworten.... 

 

 

Die meiste Zeit verbringen wir naturgemäß mit unseren ägyptischen Kollegen. Diese setzen sich aus der jeweiligen Crew auf den Booten zusammen (im Normalfall ein Kapitän, ein Koch und ein "Mädchen für alles") als auch aus den vielen Helfern in der Tauchbasis. Einige sind bereits seit Jahrzehnten für das Blue Water Dive Resort tätig und in einigen Fällen ist sogar die zweite Generation nachgerückt. Da alle fair bezahlt und vor allem respektvoll behandelt werden, ist so gut wie keine Fluktuation festzustellen. Es gibt kaum einen Tag, wo wir nicht gemeinsam lachen, rumalbern oder versuchen, uns gegenseitig unsere Landessprache beizubringen.  

 

 

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Mit nur vier freien Tagen im Monat, keinen Feiertagen und langen Arbeitszeiten von morgens bis abends ist unsere Freizeit äußerst knapp bemessen. In diesem Zusammenhang ist es uns wichtig aber nicht immer einfach, Zeit für uns allein zu bewahren. Dieses führt dazu, dass wir Anfragen nach Verabredungen des Öfteren freundlich ablehnen, in der Hoffnung auf entsprechendes Verständnis.

 

Hurghada lebt vom Roten Meer, ist außerhalb der Hotelanlagen karg und nicht die schönste Stadt.  Es gibt viel Leerstand und halbfertige Gebäude. Hier und da sind Müllberge vorzufinden und die Gerüche nicht nur angenehm. Im Alltag merkt Katy immer wieder, dass der Stellenwert einer Frau deutlich unter dem eines Mannes liegt. (Wobei sich die Maus bestens durchzusetzen weiss!). Und dennoch stört uns all dieses selten. 

  

 

Hurghada ist nicht nur unser neues Zuhause, sondern unsere Heimat geworden. Natürlich bietet Deutschland im direkten Vergleich mehrere Vorzüge, jedoch fallen diese für uns nicht ins Gewicht. Die Freude an der Arbeit, die Leichtigkeit, das fantastische Wetter und die warmherzigen Menschen ergeben für uns eine in der Form noch nie erlebte Lebensqualität. Und wie vermutlich überall auf der Welt zeigt sich eines: ist man respektvoll, offen, höflich als auch hilfsbereit zu anderen, so kommt dieses im Normalfall genauso zurück. Wenn wir übrigens die prägnanteste Erfahrung unseres Sabbaticals 2016 benennen sollten, so ist es genau diese!

  

 

"Wie lange werdet Ihr in Hurghada bleiben?" ist eine an uns häufig gestellte Frage. Wir haben diesbezüglich keine feste Planung und derzeit gibt es für uns keinen Grund für eine Veränderung. Und falls ja, lockt vermutlich das nächste Land. Durch unseren großen Schritt sind Grenzen irgendwie aufgeweicht und Ängste haben sich verflüchtigt. Wir sind selbst gespannt, was die Zukunft noch für uns bereit hält aber egal wo es hingeht - es gilt die Botschaft des Lebkuchen-Herzens von Denise und Henning (siehe letztes Foto), welches sie extra für uns haben anfertigen lassen.

 

Wir melden uns Ende April und dann geht es um die Eindrücke lieber Freunde und Familienmitglieder, die uns in diesem Jahr bereits besucht haben!