Oktober 2018 (Wracks)

  

Nicht nur Korallenriffe und die vielen bunten Fische werden von uns bestaunt. Immer wieder haben wir auch Gelegenheit, uns verschiedene Wracks anzuschauen. Ob alte Frachter, Fischerboote oder Kriegsschiffe - sie alle haben ihren ganz eigenen Reiz und verbreiten eine mystische Atmosphäre. Allein, wenn die Silhouette vor einem auftaucht, ist es ein erhabener Moment. Und natürlich handelt es sich stets um ein Stück untergegangener und nicht selten tragischer Geschichte. In diesem Blog möchten wir Euch einige der Wracks etwas näher vorstellen und mit passenden Bildern in loser Reihenfolge untermalen. 

  

  

Etwa fünf Kilometer nördlich der Insel Shadwan liegt das Riff Abu Nuhas, welches uns sage und schreibe vier Wracks bietet, die dort versunken sind. Es ragt in die stark von Schiffen befahrene Straße von Gubal hinein und ist deshalb ein gefährliches Hindernis. Da sich die Korallen bis kurz unter die Wasseroberfläche erstrecken, diese aber nicht durchbrechen, ist das Riff insbesondere bei unbewegter See und niedrig stehender Sonne oder Dunkelheit nur schwer zu erkennen. Inzwischen wird durch eine Leuchtbake mit Radarreflektor vor der Gefahr gewarnt. Bei den vier Wracks handelt es sich um die "Kimon M", die "Chrisoula K", die "Giannis D" sowie die "Carnatic", die in einer Tiefe zwischen 5 Metern und 29 Metern vorzufinden sind. 

 

  

Die "Carnatic" ist das älteste und meiner Meinung nach schönste dieser Wracks. Es handelt sich um einen Dampfsegler mit einer Länge von 89 Metern, der am 14. September 1869 untergangen ist und 27 Opfer zu beklagen hatte. Die Ladung bestand aus Weinflaschen, Kupferbarren, Postsäcken und 40.000 Goldstücken. Für die Bergung der kostbaren Güter wurden erstmalig Helmtaucher und einheimische Taucher mit einem um die Hüften geschlungenen Seil eingesetzt (wie gesagt - man schrieb das Jahr 1869!). Von den Goldstücken konnten nur 32.000 geborgen werden und von den fehlenden Münzen fehlt bis zum heutigen Tag jede Spur. Für alle Abenteurer unter uns - es gilt als sicher, dass sich beim Wrack keine mehr befinden....

   

  

Die "Kimon M" erstreckt sich über eine Länge von knapp 107 Metern und wird aufgrund der damaligen Ladung auch als der Linsenfrachter bezeichnet. Die genauen Umstände des am 12. Dezember 1978 gesunkenen Schiffes sind nicht völlig geklärt. Den Angaben zufolge rammte es nicht das Riff, sondern ein unbekanntes Wrack, das an dieser Stelle auf das Riff aufgelaufen war. Die These eines unbekannten fünften Wracks bei Abu Nuhas wird unterstützt durch einen noch heute auf dem Riffdach liegenden Bug, der scheinbar nicht zur Kimon M gehört. Diese wird aufgrund der größeren Attraktivität der anderen drei Wracks eher selten betaucht und scheint darüber hinaus, zumindest bei schwerem Seegang, etwas instabil zu sein.  

  

  

Die "Chrisoula K", mit einer Länge ca. 102 Metern, ist am 30. August 1981 aufgrund eines Navigationsfehlers gesunken. Als Ladung beinhaltete sie 3.700 Tonnen italienischer Bodenfliesen, die noch heute zu sehen sind. Das mag sich in zwei Tatsachen begründen: Zum einen handelt es sich um unansehnliche Standardfliesen mit dunklen Graniteinschlüssen, deren Form und Farbe wohl kaum zu begehrtem Interieur gehören. Zum zweiten führte das Salzwasser dazu, dass die Platten in Kürze unbrauchbar wurden. Es macht großen Spaß, dieses Wrack zu inspizieren, da es immer wieder Möglichkeiten des Hineintauchens gibt, ohne, dass dieses eine zu große Gefahr bzw. Herausforderung darstellt.  

  

  

Die "Giannis D" (Länge knapp 100 Meter) ist das populärste Wrack vor Abu Nuhas. Es lagerte tropische Edelhölzer und ist am 19. April 1983 aufgelaufen, später zerbrochen und in der Folgezeit komplett gesunken. Die Ladung des Schiffes sorgte im Anschluss für den Nachschub in der einheimischen Industrie. Noch heute soll eine Vielzahl der Tauchboote aus diesen Hölzern erbaut sein. Der Reiz des Betauchens liegt zum einen in der Möglichkeit, tief in das Schiff bis hin zum Maschinenraum zu gelangen und zum anderen im Neigungswinkel von ca. 50 Grad nach Backbord, was bei Neuankömmlingen immer wieder für Verwirrung sorgt. Die Aufbauten und die ins freie Wasser ragenden Masten lassen die Giannis D förmlich als Geisterschiff erscheinen.

  

  

Die imposante "Rosalie Moller" liegt nördlich von Tawila Island auf der Höhe von Gubal Island im freien Wasser. Das Frachtschiff lagerte Kohle für das britische Nordafrika-Korps und wurde im Rahmen des zweiten Weltkrieges am 08. Oktober 1941 von einem deutschen Bomber versenkt (übrigens zwei Tage nach der "Thistlegorm"). Da sie über keine eigene Bewaffnung verfügte, wurde sie zum leichten Opfer. Das Begutachten dieses ca. 110 Meter langen Wracks stellt eine große Herausforderung dar und ist nur für erfahrene Taucher empfehlenswert. Dieses begründet sich in der meistens schlechten Sicht, starken Strömung und vor allem der Tiefe. Das Oberdeck beginnt bei knapp 30 Metern und der tiefste Bereich befindet sich bei 51 Metern.

  

  

Die "Balena" liegt im südlichen Hafen von Hurghada. Ursprünglich als Versorgungsschiff genutzt, sollte sie zu einem Safari-Boot umgebaut werden. Dazu kam es nicht mehr, da sie am 12. April 2001 ausgebrannt und in der Folge gesunken ist. Mit einer Länge von 41 Metern bei einer Breite von 7 Metern ist das Wrack überschaubar und in Verbindung mit der Tiefe an dieser Stelle von maximal 10 Metern auch für Beginner geeignet. Aufgrund des wunderschönen Bewuchses mit bunten Weichkorallen, der großen Fischvielfalt und des Fahrrades auf dem Sandboden sind besonders Unterwasser-Fotografen zu begeistern. Nirgends scheinen Schnecken größer zu sein als hier und gleichzeitig handelt es sich um einen Spielplatz der ganz kleinen Heranwachsenden.

  

  

Beenden möchten wir die Beschreibungen mit einem der bekanntesten Wracks der Welt, mit der "SS Thistlegorm". Dieses britische Frachtschiff, mit einer Länge von 127 Metern, wurde am 06. Oktober 1941 ebenfalls von deutschen Bombern versenkt. Die Thistlegorm transportierte Kriegsmaterialien für die in Afrika stationierte britische Armee und noch immer sind Überbleibsel wie Motorräder, Lastwagen, Stiefel, Munition, Karabiner und sogar kleine Geländepanzer zu entdecken. Markant sind auch die Ankerwinde, die beiden Bordkanonen und eine abseits liegende Lokomotive. Ein Tauchgang dort ist nicht ohne, da meistens eine heftige Strömung herrscht. Des Weiteren ist eine gute Kenntnis der Laderäume bzw. ein erfahrener Guide von Vorteil.

  

  

Die beschriebenen Wracks stellen nur eine Auswahl dar und die gezeigten Aufnahmen wurden teilweise selbst erstellt oder von lieben Gästen zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang möchte ich mich für die Nutzung bei Phillip, Niki und Karin bedanken. Der Großteil der Fotos der Wracks vor Abu Nuhas stammt aus einem Unterwasserfilm von Ronny, einem professionellen und zugleich äußerst sympathischen Videografen. Ich bin sehr zurückhaltend mit Werbung aber hier möchte ich tatsächlich mal eine Empfehlung aussprechen. Ronny lebt seinen Job und macht ganz hervorragende Movies. Falls jemand an seinem Schaffen interessiert sein sollte, gebt bei YouTube einfach "Ronntheway" ein.

 

Abschließen möchten wir den heutigen Blog mit Fotos von erneutem Besuch aus Deutschland. Mit Edna, Steffi und Lars war ich bereits 2000 und 2001 im Roten Meer auf einer Tauch-Safari. So war es für Katy und mich besonders spannend, sie viele Jahre später im Blue Water Dive Resort begrüßen und gemeinsam tauchen zu können, erweitert um ihre drei hübschen Töchter Kira (von Edna), Sina und Lena (von Steffi und Lars). Ebenfalls endlich vereint wurden ihr Bobby und unsere Quitschie, nach vielen Jahren unerfüllter Sehnsucht beim Anblick von Aufnahmen der/des anderen aus den teilweise entferntesten Ecken der Welt!