Februar 2020 (Tansania)

 

Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Demnach müßte dieses eigentlich unserer letzter Blog sein, da die Erlebnisse auf unserer ersten Reise in 2020 kaum zu übertreffen sind. Auf den Spuren von Professor Grzimek (die erfahrene Generation mag sich erinnern...), ging es auf eine abenteuerliche Safari nach Tansania und so erlebten wir zum ersten Mal live, was wir bisher nur aus Dokumentationen, Büchern oder Filmen kannten. Wir hoffen, wir ermüden niemanden mit den kommenden Ausführungen in Form eines Tagebuches. Anders können wir unsere vielfältigen Eindrücke kaum ausreichend wiedergeben. 

 

 

Tag 1:

Nach der langen Anreise wäre zunächst eigentlich akklimatisieren und Ruhe vor dem Beginn der Safari am nächsten Tag angesagt, jedoch waren wir noch völlig aufgedreht. Nach Ankunft am frühen Morgen in unserer ersten Unterkunft, der Kira Lodge, ging es direkt zum Frühstück. Kurz danach organisierten wir bereits einen ersten Ausflug mit einem Guide zum Fuße des Kilimanjaro sowie bei einem waghalsigen Abstieg (und natürlich späterem Aufstieg) durch die üppige Vegetation zu einem versteckten Wasserfall. Man kann auch sagen, das Abenteuer begann früh. Bei der Tierwelt fingen wir klein an und erfreuten uns an unzähligen Schmetterlingen, "Killer-Ameisen", Erdmännchen und einem winzigen Chamäleon. Aber auch das Beobachten der Menschen abseits des Weges war interessant. Besonders beeindruckten uns die Frauen beim Transportieren verschiedener Dinge, in dem sie diese (ohne Einsatz von Händen) auf dem Kopf balancierten. Nach der Rückkehr in der Lodge fielen wir, mit Vorfreude auf den bevorstehenden Tag, früh ins Bett.

 


 

Tag 2:

Am Morgen begrüßte uns der Reiseleiter Benjamin und gab ein ausführliches Briefing. Darin ging es um das Verhalten und Informationen (Bsp.: "Niemals den Wagen verlassen", "Keine schwarze oder blaue Kleidung tragen, da es die Tse Tse Fliege anlockt", "Keine Massai-Krieger ohne Zustimmung fotografieren"). Des Weiteren lernten wir Kessy, unseren einheimischen Guide und zugleich Fahrer für die kommenden sieben Tage kennen und bestiegen, als bewusst die beiden einzigen Gäste dieser Safari, den halboffenen Geländewagen. Dieser sollte sich als unverwüstlich herausstellen, was im späteren Verlauf noch äußerst wichtig wurde. Ab ging es in den ca. 210 km entfernten Tarangire Nationalpark zur ersten Pirschfahrt, die uns bereits überwältigte. In freier Wildbahn waren ständig Elefantenherden, Zebras, Giraffen, Gnus, Antilopen, Meerkatzen, Paviane sowie exotische Vögel zu entdecken als wenn es das normalste auf der Welt ist. Bei einem Wein auf der Terrasse unseres Maramboi Tented Camps ließen wir die heutigen Eindrücke bei fantastischer Aussicht mit glänzenden Augen sacken.

 

 

Tag 3:

Nach einem leckeren Frühstück fuhren wir die ca. 140 km zur nächsten Unterkunft, der Tloma Lodge, im Lake Manyara Nationalpark. Selber Ablauf wie gestern, das heisst: Erst einchecken, ein wenig relaxen, Mittagessen und auf zur Wildbeobachtungsfahrt. Die Vegetation unterschied sich deutlich von der gestrigen und jetzt wirkte es wie im Dschungel. Eine Herde Paviane begrüßte uns mit einer Sitzdemo und es folgten viele der schon gestern liebgewonnenen Vierbeiner. Auffallend war erneut die Sichtung von niedlichen Babys bei nahezu jeder Tierart. Dann kam der Höhepunkt: Eine Löwin, die entspannt auf dem Baum lag und uns beobachtete. Unsere Herzen blieben vor Ehrfurcht fast stehen und wir konnten es kaum glauben, damit schon drei der Big Five (nach den Giraffen und den Büffeln) in so kurzer Zeit erspäht zu haben. Aber auch alle anderen Fellnasen bewegten uns, wie zum Beispiel das drollige Warzenschwein, welches zu Recht den Spitznamen "Tansania Express" trägt. Für den vierten und fünften Tag sollte die legendäre Serengeti folgen und wir fragten uns, ob eine Steigerung überhaupt möglich ist.

 



 

Tag 4:

Die Serengeti! Mit Spannung erwarteten wir die kommenden zwei Tage im weltberühmten Nationalpark. Zunächst beeindruckten uns zigtausende von Gnus bei Ihrer Wanderung. Wenn sich die Herde in Bewegung setzt, hat man das Gefühl, die Erde bebt. Dazwischen zeigten sich lachende Hyänen und etliche Adler sowie Geier kreisten über allen. Auf einmal entstand unter den Reiseleitern das Gerücht, dass ein seltener Gepard entdeckt wurde und tatsächlich, nach einiger Zeit konnten wir das schnellste Landtier auf Erden im Gras entdecken. Danach folgten mehrere Löwen, von denen zwei auf einem Baum schliefen und alle Viere baumeln ließen. Kurz vor der Ankunft im Camp (ein Zeltlager mitten in der Prärie mit dem sympathischen Namen "Kati Kati Tended Lodge") zeigten sich dann noch Flusspferde im Wasser. Das Camp selbst ist wie ein Ausflug in die Kindheit. Strom gibt es nur im Gemeinschaftsbereich und möchte man duschen, so muss vorher rationiertes Wasser zu einer bestimmten Uhrzeit geordert werden. Vor dem Schlafengehen bewunderten wir noch den unglaublichen Sternenhimmel und lauschten den vielfältigen Geräuschen.

 

 

Tag 5:

Der Morgen begann mit einem heftigen Regenschauer, der so schnell nicht aufhören wollte. Dennoch starteten wir mit der Pirschfahrt, die für unseren Guide Kessy und den Geländewagen eine große Herausforderung darstellen sollte. Vom Regen aufgeweicht, waren die Wege nur schwer passierbar. Hin und wieder fuhren wir uns fest, konnten jedoch dank des 4WD-Getriebes die Tour fortsetzen. Erneut wurden wir mit fantastischen Sichtungen belohnt und die erste war besonders spektakulär. Im respektvollen Abstand bot sich der Anblick eines Leoparden, ebenfalls ein Mitglied der Big Five Familie. Übrigens kommen in solchen Situationen etliche Offroader mit ihren Guides und jeweiligen Gästen zusammen. Obwohl Mitbewerber, tauschen sie sich miteinander über Funk aus und lassen alle an den Erlebnissen teilhaben. Dennoch wirkt dieses vor Ort nicht störend, da sich jeder diszipliniert und rücksichtsvoll verhält. Weiterhin erfreuten wir uns am Balgen von Hippos, vier Geparden beim Sonnenbaden auf einem Felsen, einem Krokodil, verschiedenen Arten von Antilopen sowie einem Elefantenbullen, der förmlich auf uns zustürmte.

 

 

Tag 6:

Früh brachen wir wortwörtlich unsere Zelte ab, um uns auf den Weg zum nächsten Ziel, den Ngorongoro Krater zu machen. Die ca. fünf Stunden dauernde Anfahrt war gleichzeitig wieder Sightseeing und neben den üblichen Verdächtigen beobachteten wir einen Schakal, der seelenruhig neben uns einen Vogel verspeiste. Ständig waren riesige Herden von Zebras und Gnus bei der Wanderung zu erspähen, die ohne Sorge den Feldweg vor uns überquerten. Am höchsten Punkt des Kraters genossen wir die unfassbare Aussicht in das Tal hinein, bevor wir zum ersten Mal seit längerer Zeit eine feste Straße unter uns hatten und das Ngorongoro Farmhouse erreichten. Es wirkt optisch wie ein repräsentatives Landhaus auf Sylt und sollte uns für die nächsten beiden Tage als komfortable Unterkunft dienen. Unser Zimmer wirkte eher wie ein offen gehaltenes Haus und war das größte, welches wir je im Urlaub hatten. Zum Durchpusten war am Nachmittag Freizeit angesagt. Diese nutzen wir zum Verweilen am Pool, einem Kaffeekränzchen sowie einem kleinen Nickerchen. Am nächsten Tag sollte es direkt zu einer Ausfahrt in den Krater gehen.

 


 

Tag 7:

Nicht nur die visuellen, sondern auch die akustischen Sinne werden hier voll ausgereizt. Das beeindruckendste Geräusch war für uns bisher das tiefe Brummen eines Elefantenbullen. Man spürt nahezu die Vibration und ohne Frage wäre er mit diesem Bass der Star auf jeder Techno-Party. Aber auch das Grollen von Nilpferden oder das Schimpfen der Affen beeindruckt. Der lauteste Schrei war jedoch heute gegen 6.15 Uhr zu vernehmen. Es war mein Freudenschrei nach dem Lesen des Ergebnisses unseres HSV's (4:1 gegen Nürnberg). Der Tag im Ngorongoro Krater war sensationell. Mit einem Durchmesser von über 20 km ist er der größte der Welt und nie zuvor haben wir einen so imposanten Ort erlebt. Mit der Sichtung der seltenen Nashörner wurden die Big Five tatsächlich vervollständigt und auch ein Leopard, ausgewachsene Löwen, Büffel, Elefanten, Flamingos, Schakale und so viele weitere aufregende Lebewesen zeigten sich. Die Rückfahrt war äußerst spannend. Plötzlich starker Regen machte die Straße fast unpassierbar. Wir sahen einige Fahrzeuge, die sich festfuhren und auf Hilfe in Form eines Traktors warten mussten. Auch Kessy war angespannt, konnte uns jedoch sicher nach Hause bringen. Was für ein Abenteuer!

 

 

Tag 8:

Da keine weitere Ausfahrt mehr anstand, berichten wir einfach mal über ein paar Anekdoten, die wir so erlebt haben. So flog Katy beispielsweise ein riesiger Schmetterling in den Ausschnitt und sie bewegte sich genauso flatternd wie das Tier. Ich amüsierte mich köstlich und konnte den Falter natürlich total verstehen! Umgekehrt war es für Katy lustig, als sich im Zelt ein fetter Käfer von der Decke direkt neben mein Gesicht fallen ließ. Mein Aufschrei sorgte bei meiner Maus für schallendes Gelächter. Ein weiteres Beispiel: Unsere Ferngläser waren immer griffbereit. Gerade die großen Raubkatzen sind oft nur auf größere Entfernungen zu erspähen. Einmal entdeckten wir ein schlafendes Löwenpärchen und natürlich beobachteten auch alle Gäste der anderen Veranstalter die beiden mit ihren Feldstechern. Auf einmal gab es ein kollektives Aufstöhnen aus allen Kehlen, als der ausgewachsene männliche Löwe aufstand und stolz seine wallende Mähne präsentierte. Als er sich wieder hinlegte, hörte man zeitgleich ein leicht enttäuschtes Seufzen. Die größte Aufregung wiederum gab es, als vier Paviane durch ein geöffnetes Fenster in unseren Wagen eindrangen und anfingen, alles auseinanderzunehmen, um etwas Essbares zu finden. Nur mit Mühe konnten wir sie zur Flucht bewegen. 

 

 

Diese Episoden als auch unendlich viele Eindrücke aus den letzten acht Tagen werden für uns niemals in Vergessenheit geraten. Das Beeindruckendste waren sicherlich die Tiere und die sagenhafte Landschaft aber auch die fröhlichen Einheimischen, die Fahrten mit Kessy in unserem liebgewonnen Toyota Landcruiser und die einzelnen Etappen sollten uns begeistern. Die Unterkünfte (s. oben) waren vielschichtig gewählt und über unser "Zeltlager" haben wir ja schon weiter oben genauer berichtet. Ansonsten hielten wir uns in sogenannten Lodges auf, die alle gleichermaßen sehr nettes Personal , hervorragendes Essen und toll angelegte Außenbereiche boten. Die Zimmer waren teilweise riesig und jeder Standort geizte nicht mit dem typischen Höhepunkt, nämlich der unglaublichen Aussicht in die spektakuläre Prärie. So manches Mal saßen wir einfach da mit offenen Mündern und genoßen den Anblick. Unser Dank gilt in erster Linie Kessy als fantastischen Menschen, Guide und Fahrer als auch Boomerang Reisen (speziell Kamila Pasko), die für uns zum zweiten Male eine außergewöhnliche Reise in Perfektion organisierten!