Dezember 2020 (Jahres-Resümee)

 

Selten fiel es uns so schwer, ein Jahresfazit zu ziehen. Corona hat das Leben verändert und es gibt wohl kaum jemanden, der nicht in irgendeiner Form berührt ist. Schon jetzt scheint klar, dass auch 2021 von dieser Thematik stark beeinflusst wird und Ungewissheit bleibt. Heißt es im Umkehrschluß, dass alles schlecht war oder kann man dennoch positive Aspekte entdecken? Aus unserer Sicht hängt es von der persönlichen Betroffenheit, der eigenen Betrachtung und eventuell der Frage ab: Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Untermalt von unseren Lieblingsfotos dieses Jahres, möchten wir einen Einblick in unsere Gedanken geben.

 


 

Vermutlich keiner, der mit Covid-19 durch Erkrankung direkt in Berührung gekommen ist, geschweige denn jemanden durch das Virus verloren hat, wird sich diese Frage überhaupt stellen. Dasselbe mag für Diejenigen gelten, die besonderen Strapazen oder einer Bedrohung ihrer Existenz ausgesetzt sind. Wir möchten in diesem Beitrag versuchen, nur unsere ganz eigene Situation in verschiedenen Facetten zu beleuchten - wohlwissend, dass sich das für andere ganz anders darstellt. Uns ist dabei wichtig, keinerlei Wertung oder politische Statements vorzunehmen. Dieses geschieht in der Öffentlichkeit leider viel zu häufig und da mangelt es uns teilweise ganz gewaltig an Toleranz, Respekt und freundlichem Miteinander.

 


 

Was definitiv fehlt, ist die Nähe sowie das Drücken und Fühlen der uns liebsten Menschen. Wir kennen einige, die sich über die Abstandsregelungen freuen, aber die große Mehrzahl hat daran zu knabbern. Besonders stark sind wir von den Einschränkungen bei Flügen und durch vorgeschriebene Quarantänemaßnahmen betroffen. So wird 2020 für uns das erste Jahr in unserem Leben sein, in dem wir unsere Freunde und Familie nicht ein einziges Mal sehen. Auf der anderen Seite ist die Kommunikation in die Heimat so intensiv wie noch nie zuvor und zumindest von unserer Seite mehr Zeit dafür vorhanden.

 


 

Die erzwungene Muße ist für Katy und mich wiederum kein Nachteil in dieser Situation. Wir haben das neue Leben am Roten Meer bis heute nie bereut, hätte man uns jedoch nach einer Optimierung zum Glück gefragt, so hätten wir uns mehr Freizeit gewünscht. Im normalen Alltag sind vier freie Tage im Monat nicht allzu üppig und eine meist Sechs-Tage-Woche mit mehr als 60 Stunden durchaus anspruchsvoll. Natürlich wäre das Erlangen von mehr Zeit, welches wir als eines der wertvollsten Güter empfinden, auf andere Art und Weise angenehmer gewesen und dennoch geben wir zu, diese Tatsache durchaus zu genießen.

 


 

Finanziell hat sich die Lage für Katy und mich dahingehend verändert, dass wir beide seit Ende März kein Gehalt mehr beziehen, von Ersparnissen leben und für die wenigen Tage, die wir inzwischen arbeiten können, nur eine geringe Aufwandsentschädigung erhalten. Das ist unerfreulich und dennoch wollen wir keineswegs jammern. Wir sind schließlich nicht die einzigen, denen es so ergeht. Immer mehr unserer Kollegen sind gezwungen, in die Heimat zurückzukehren, um eine soziale Absicherung oder einen Beruf mit regelmäßigem Einkommen erlangen zu können. Sollte sich die Situation nicht ändern, werden weitere vermutlich folgen.

 


 

Unabhängig davon, geht es uns noch immer sehr gut in Hurghada. Wir sind gesund und hinsichtlich der Gefahr einer Ansteckung mit Corona hier vor Ort deutlich ungefährdeter als in Deutschland. Das Wetter ist traumhaft und wir haben Gelegenheit zum Tauchen, Sonnen, Spazierengehen, Chillen oder Restaurants aufzusuchen. Auch an elementaren Dingen, über die man im Allgemeinen nur selten nachdenkt, fehlt es uns nicht. So haben wir ein Dach über dem Kopf, werden mit Strom und Wasser versorgt und essen unverändert nur das, was wir mögen. Wir sind umgeben von meist netten Menschen und zahlreiche Fellnasen spenden viel Herzenswärme.

 


 

Dennoch gibt es natürlich Zeiten, in denen wir traurig oder enttäuscht sind. Wir betrachten die Situation auch als große Charakterstudie mit positiven und zugleich manchen negativen Überraschungen. Ob Egoismus, Ausnutzen oder mangelnde Wertschätzung - es war so einiges dabei, was uns irritiert hat. Aber das ist das Leben und vielleicht haben andere ebenso über uns gedacht. Auf der anderen Seite haben wir festgestellt, wer uns besonders wichtig ist. Das sind zum einen die Menschen, die schon immer in unseren Herzen waren, ebenso wie interessante neue Begegnungen, bei denen man Nachhaltigkeit und dieselbe Wellenlänge spürt. 

  


 

Ja, Katy und ich versuchen weiterhin, das Glas als halbvoll zu betrachten. Trotz aller Einschränkungen war dieses Jahr eine wertvolle Erfahrung und wir sehen 2021 positiv entgegen. Ohne Frage wäre es schön, wenn eine gewisse Normalität zurückkehrt, gepaart mit ein wenig Demut, das zu schätzen was man hat. Für Euch alle erhoffen wir die Erfüllung all Eurer persönlichen Erwartungen. Vielleicht liegen sie sogar mit unseren im Einklang und wir können sie von Angesicht zu Angesicht erörtern. Wenn wir uns wiedersehen, so dürfte das Schlimmste vermutlich hinter uns liegen. In diesem Sinne wünschen wir Euch vorrangig Gesundheit, frohe Weihnachten und ganz besonders ein unbeschwertes neues Jahr!